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Die CLOUD (1/3) - Was das ist und warum sie so erfolgreich ist

Sebastian Zang
2/26/2020

Von Unternehmens-DNA und Outscouring

Die Idee und den Erfolg der Cloud kann man am besten verstehen, wenn man von einem wichtigen generellen Trend der Wirtschaft ausgeht: Die Ausrichtung von Geschäftsmodellen auf Kerntätigkeiten. Anwendungsbeispiele, Vor- und Nachteile und die Logik von Cloud-Lösungen stellt Sebastian Zang vor.

Die Kerntätigkeiten eines Unternehmens bezeichnen jenen Teil der Wertschöpfung, der die "DNA eines Unternehmens" ausmacht. Dazu zählt das zentrale Know-How, das ein Unternehmen im Wettbewerb einen Vorteil verschafft. 

Alle Wertschöpfungsprozesse, die nicht zu dieser "DNA" gehören, können prinzipiell ausgelagert oder "outgesourced" werden. Typische Aufgaben im Unternehmen, die in der Vergangenheit outgesourced wurden, sind beispielsweise die Buchhaltung, das Facility Management (inkl. Reinigungsservice, Hausmeisterservice, Empfang) oder die Lohnbuchhaltung. 


Auslagerung der IT-Infrastruktur

Auch das Management der IT-Infrastruktur wurde in den vergangenen Jahren von zahlreichen Mittelständlern und Großunternehmen outgesourced. Mittelständler haben beispielsweise externe IT-Dienstleister hinzugezogen, die sich um die Einrichtung und Wartung von Unternehmensnetzwerken oder Servern kümmern. 

Viele Großunternehmen haben wiederum für den Betrieb ihrer Rechenzentren IT-Dienstleister wie Infosys oder TCS beauftragt. Gründe hierfür sind nicht nur die Kostenvorteile einer Verlagerung in Low Cost Countries, sondern auch die zunehmende Knappheit von IT-Fachkräften. Die Auslagerung der IT-Infrastruktur ist nur dann möglich, wenn diese nicht als strategische Aufgabe bewertet wird. Für die die allermeisten Unternehmen gilt eben das: Der Betrieb der IT-Infrastruktur hat keine strategische Relevanz. Ich würde so weit gehen zu sagen: für 99 Prozent der Unternehmen. Der "Betrieb von IT-Infrastruktur" ist klar zu differenzieren von "Anwendungssoftware". 

Ein Beispiel: Natürlich ist es für Zalando entscheidend, dass deren eCommerce-Software performant läuft, dass Nutzer im Shop ein "Kauferlebnis" haben und der Bezahlvorgang mit minimalem Aufwand abläuft. Eben das stellt die Anwendungssoftware sicher; hierfür muss Zalando allerdings nicht die Server betreiben, auf denen die Anwendungssoftware läuft. 


Die Logik der Cloud

Wenn man diese Entwicklung einen Schritt weiterdenkt, führt sie zwangsläufig zur Cloud: Vor dem Aufkommen der Cloud haben Unternehmen die IT-Infrastruktur (Server, Desktop-Rechner, Laptops, etc.) selbst gemanaged, oder aber bereits externen IT-Dienstleistern überlassen. IT-Dienstleister haben vor Ort im Unternehmen die Inbetriebnahme und Wartung vorgenommen, bisweilen über Remote Zugriff. 

Im nächsten Schritt wird die gesamte IT-Infrastruktur zum IT-Dienstleister verlagert. Das heißt: Das Unternehmen kauft sich nicht mehr einen Server sowie das dazugehörige Betriebssystem, um es im eigenen Rechenzentrum aufzubauen. Stattdessen bestellt es bei einem Cloud-Serviceanbieter das Nutzungsrecht an einem Server. Die Unternehmen - als Kunden der Cloud-Serviceanbieter - können somit die Infrastruktur des Servers nutzen, indem sie sich per Internet aufschalten. Über Desktop-as-a-Service beispielsweise loggt sich ein Mitarbeiter auf seinem Rechner in einen virtuellen Arbeitsplatz ein. Dort stehen ihm alle Office-Anwendungen, eine CRM-Software und derlei mehr zur Verfügung. Sein eigener Rechner muss keine Rechenkapazität mehr besitzen, er muss nur internetfähig sein. Das beschreibt die grundsätzlichen Logik der Cloud. 


Netflix = Amazon Prime?

Ein Unternehmen wie Netflix betreibt beispielsweise kein eigenes Rechenzentren, in dem die Filme gespeichert werden. Netflix möchte sich auf seine zentralen Wertschöpfungsprozesse konzentrieren: Die Entwicklung von Film-Content und deren Vermarktung. Das Management der Hardware und die Absicherung gegen Cyberangriffe wird an Amazon Web Services abgegeben. Wer heute eine Serie auf Netflix schaut, der nutzt ebenso einen Amazon-Server als würde er einen Film bei Amazon Prime ansehen. Isn't it ironic?

Welche Cloud-Lösungen nutzen Sie im privaten oder im beruflichen Leben? Wie zufrieden sind Sie damit? Hinterlassen Sie mir gerne einen Kommentar unter dem Beitrag!

Fortsetzung folgt: Der zweite Beitrag dieser Reihe thematisiert die Möglichkeiten und Grenzen von Cloud-Lösungen sowie die Begriffe SaaS, IaaS und PaaS


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Sebastian Zang besitzt 20 Jahre Expertise in der IT Industrie. Seit 2011 begleitet und berät er als Geschäftsführer der Categis GmbH bei der Entwicklung einer Digital Roadmap und setzt IT Projekte in unternehmenseigenen Offshore Entwicklungszentren um. Als Director Mergers & Acquisitions für die börsennotierte Beta Systems Software AG bringt er seine Expertise zudem in die Bewertung und Weiterentwicklung von IT Geschäftsmodellen ein. Er ist zudem Keynote Speaker und Blogger rund um Digitale Transformation (bytesforbusiness.com).

Tags

Cloud-Computing

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Sebastian Zang

Sebastian Zang

Sebastian Zang besitzt 20 Jahre Expertise in der IT Industrie. Seit 2011 berät er als Geschäftsführer der Categis GmbH bei der Entwicklung einer Digital Roadmap und setzt IT Projekte in unternehmenseigenen Offshore Entwicklungszentren um.