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Die CLOUD (2/3) - Unbegrenzter Speicher, begrenzte Möglichkeiten?

Alle namhaften Softwarehersteller fahren heutzutage eine Cloud-Strategie, das heißt: Sie bieten ein Softwareprodukt (eher: Software as a Service) an, das sich in der Cloud betreiben lässt. Bereits im Büroalltag bemerken wir diese Entwicklung: Wer heute die gängigen Office-Produkte nutzt, der kann diese zwar noch lokal auf seinem Rechner installieren, zunehmend werden sie aber online genutzt. 

Zum Beispiel bei WORD oder EXCEL: Hier läuft WORD in der Cloud und der Nutzer kann seine Dokumente über Office365 direkt in der Cloud abspeichern und von jedem Ort mit Internetzugang bearbeiten. Diese Art der Cloud-Lösung nennt man Software-as-a-Service, wie im vorherigen Artikel erläutert. Theoretisch könnte unsere gesamte Software in der Cloud betrieben werden. Das wird aber nicht passieren. 

Und zwar aus folgenden Gründen: Wenn ich von Berlin den Desktop-as-a-Service nutze und meine Office-Programme laufen nicht auf meinem lokalen Rechner, sondern in einem Rechenzentrum in Frankfurt, verursacht das Arbeiten an einem WORD-Dokumente eine ganze Menge Netzwerkverkehr zwischen Berlin und Frankfurt. Wenn die Internetverbindung - aus welchen Gründen auch immer - schlecht (also: langsam) ist, dann wird das Arbeiten sehr zäh. 

Darum werden auch in Zukunft Anwendungen, die eine sehr hohe Performance vor Ort erfordern, nicht in die Cloud verlagert; das gilt beispielsweise für Rechenzentren, die etwa die Produktionsanlagen von Automobilfabriken steuern. Denn der Ausfall einer Internetverbindung oder die Verlangsamung der Internetverbindung würde für das Szenario einer Produktionssteuerung in der Cloud unweigerlich zu Störungen des Produktionsablaufs führen. 


SaaS, Iaas oder doch lieber Paas?

Bis jetzt habe ich vor allem von Software-as-a-Service (SaaS) gesprochen, z.B. Office365. Das ist nur eine Möglichkeit, die Cloud zu nutzen. Man kann auch nur "Rechenkapazität" in der Cloud einkaufen, im Grunde einen "nackten" Rechner ohne Betriebssystem oder irgendeine Anwendung. Das nennt man "Infrastructure-as-a-Service" (IaaS). 

Wenn man einen Service inklusive Betriebssystem und Datenbank und derlei mehr nutzen möchte, dann spricht man von "Platform-as-a-Service" (PaaS). Platform-as-a-Service ist etwa interessant für Softwareunternehmen und vor allem für StartUps mit Digitalen Geschäftsmodellen. Nehmen wir einmal an, ein innovatives StartUp hat die Ideen für ein Parkplatz-Reservierungssystem entwickelt, das in Städten wie München oder Berlin die langwierige Suche nach Parkplätzen vereinfacht und den "Suchverkehr" minimiert: Der Autofahrer gibt in einer APP sein Fahrtziel ein und bekommt dann angezeigt, welche Parkplätze (in Parkhäusern, in Hotelgaragen oder auf öffentlichen Parkplätzen mit Parkuhr) zur Verfügung stehen. Klick, der Parkplatz wird reserviert und für 10 Minuten frei gehalten (wie auch immer). Nun braucht man für eine solche APP diverse Server, auf denen die Anwendung läuft, die Parkplätze müssen in Datenbanken gespeichert werden und eine Reservierungsanfrage muss ebenfalls (temporär) gespeichert werden. Typischerweise haben StartUps nur wenig Liquidität, ein junger Gründer würde die Ausgaben für die Anschaffung von Servern, von Datenbanklizenzen und Ähnlichem vermeiden wollen - zumal er zu Beginn noch gar nicht weiß, ob sein Geschäftsmodell überhaupt funktioniert (oder sagen wir: Der/Die Gründer/In ist sicherlich überzeugt, aber die Investoren sind vorsichtig). In dem Fall bietet sich ein Pay-per-Use Prinzip an. Das StartUp kann zunächst für 3 Monate Server, Betriebssystem und Datenbanklizenzen anmieten und seine Software darauf laufen lassen - ohne ein großes Investment zu Beginn. 

  

Ein Blick auf den Markt der Cloud-Anbieter: Die Rechenzentren der Hyperscale-Anbieter

Der Markt der Cloud-Anbieter wird von zwei Playern dominiert: Zum einen Amazon-Web-Services (auch AWS) und Azure / Microsoft. AWS hat ca. 33 Prozent Marktanteil weltweit, Azure etwa 17 Prozent. Der Drittplatzierte, Google Cloud, hat nur etwa 7 Prozent Marktanteil. Diese Unternehmen werden in Abgrenzung zu kleineren Wettbewerbern auch Hyperscale-Anbieter genannt.

Die von Hyperscale-Anbietern betriebenen Rechenzentren sind wahre Superlative. Microsoft betreibt zum Beispiel gigantische Rechenzentren in Quincy (USA) oder San Antonia (USA), mit je 44.000 Quadratmetern. Das entspricht eine Größe von über 6 Fussballfeldern. Der Bau dieser Rechenzentren kostete jeweils ca. 450 Mio. US-Dollar. 

Das Rechenzentrum von Microsoft in Chicago hat gar 65.000 Quadratmeter (ca. 9 Fußballfelder) und kann ca. 225.000 Server beherbergen. Der Energieverbrauch dieser Rechenzentren ist immens; sowohl für die Server als auch für die Kühlung. Der Energiebedarf etwa für ein Rechenzentrum mit 40.000 Quadratmetern liegt bei über 250 Megawatt. Dies entspricht dem Stromverbrauch einer Kleinstadt.

Was nutzen Sie in Ihrem Unternehmensalltag: PaaS, IaaS oder SaaS? Hinterlassen Sie gerne einen Kommentar unter diesem Artikel. Ich freue mich über Fragen und Anregungen.

Eine Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen von Cloud-Lösungen sowie mein persönlicher Tipp für KMU erwarten Sie im dritten Teil dieser Reihe. 

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Sebastian Zang besitzt 20 Jahre Expertise in der IT Industrie. Seit 2011 begleitet und berät er als Geschäftsführer der Categis GmbH bei der Entwicklung einer Digital Roadmap und setzt IT Projekte in unternehmenseigenen Offshore Entwicklungszentren um. Als Director Mergers & Acquisitions für die börsennotierte Beta Systems Software AG bringt er seine Expertise zudem in die Bewertung und Weiterentwicklung von IT Geschäftsmodellen ein. Er ist zudem Keynote Speaker und Blogger rund um Digitale Transformation (bytesforbusiness.com).

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Cloud-Computing

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Sebastian Zang

Sebastian Zang

Sebastian Zang besitzt 20 Jahre Expertise in der IT Industrie. Seit 2011 berät er als Geschäftsführer der Categis GmbH bei der Entwicklung einer Digital Roadmap und setzt IT Projekte in unternehmenseigenen Offshore Entwicklungszentren um.